26 Dezember 2021

Tag 5 in der Toskana - Pitigliano und Pienza!

Wie bereits erwähnt, bin ich im September nach langer Zeit wieder in die Toskana gefahren.

In diesem Artikel erfahrt ihr mehr über meinen fünften Tag vor Ort!

 

 


Dicke Wolken hängen am Himmel, als ich an diesem Morgen die Vorhänge beiseite schiebe. Der Hafen von Porto Santo Stefano ist in einen grauen Schleier gehüllt. Laut Nachrichtendienst ist am Vormittag sogar mit vereinzelten Gewittern zu rechnen.
 
Nichts desto trotz möchte ich Pitigliano besuchen. Gegen 10 Uhr breche ich auf und mache mich auf den Weg zum Auto, das aufgrund der Steillage meiner Ferienwohnung unten im Ort parkt.
 
 
Pitigliano
Der Weg führt durch mehrere verschlafene Dörfer, vorbei an winzigen Kapellen und tiefgrünen Zypressen, die sich sanft im Wind neigen.

Kurz vor dem Ziel entdecke ich eine Haltemöglichkeit, die einen unvergesslichen Blick auf Pitigliano bietet. Von hier aus lässt sich gut erkennen, dass die Stadt auf einem etwa 300 m hohen Tuffsteinfelsen errichtet wurde.
 
Im Ort findet sich ein kostenloser Parkplatz. Mittlerweile ist es ziemlich windig und ich habe Schwierigkeiten, meine langen Haare zu bändigen. Pitigliano fasziniert mich dafür schon nach wenigen Schritten! Nicht nur, weil der Ort äußerst malerisch gelegen ist und über viele entzückende Gassen verfügt, sondern auch, weil er auf eine bedeutsame Geschichte zurückblickt:
 
 
Im Zentrum der Stadt befindet sich ein jüdisches Ghetto. Nicht umsonst wird Pitigliano auch "Das kleine Jerusalem" genannt. Für 5,00 € pro Person kann man sich in den längst verlassenen Räumlichkeiten umschauen. Zum Beispiel in der alten Synagoge. Dort ist Männern der Zutritt allerdings nur mit einer Kippa gestattet, die für 1,00 € an der Kasse erhältlich ist. 
 
Nachdenklich schreite ich von Raum zu Raum. Die Besichtigung ist interessant, aber gleichzeitig auch sehr bedrückend. Am Ende schwirren mir viele Gedanken durch den Kopf. 
 
 
Im Anschluss statte ich auch der angrenzenden Bäckerei einen Besuch ab. Hier kann man bis heute frische Backwaren erwerben. Ich entscheide mich für eine Focaccia und möchte außerdem ein Sfratto probieren: Ein stockähnliches, mit Nüssen und Honig gefülltes Gebäck, dessen Form und Bezeichnung (deutsch: "Zwangräumung") an die damalige Vertreibung der Juden erinnern soll.
 

Gestärkt bummle ich anschließend durch die verschiedenen Lädchen im Ort. Hier und da nehme ich ein Andenken für Daheim mit. Ganz in der Nähe der Statue "Asino e Contadino", die einen Mann mit einem Esel zeigt, gönne ich mir einen stärkenden Cappuccino. 
 
Ein Blick auf die Uhr stimmt mich freudig: Es ist noch früh, sodass genügend Zeit bleibt, um auch Pienza zu besuchen. Die kleine Ortschaft liegt etwa 70 Km von Pitigliano entfernt.
 
 
 
Pienza
Während der Fahrt zieht es sich zu. Es dauert nicht lange, bis rechterhand ein kräftiger Regenbogen zu sehen ist. Kurz darauf prasselt der Regen so heftig auf das Auto ein, dass ein kurzer Stopp unumgänglich ist. 
 
So schnell wie der Schauer gekommen ist, verschwindet er auch wieder und als ich Pienza erreiche, hat die Sonne bereits den letzten Regentropfen getrocknet. 
 
Überwältigt vom Charme der Stadt laufe ich einfach drauf los. Ähnlich wie Pitigliano raubt auch Pienza mir innerhalb von Sekunden den Atem! Ich entdecke romantische Gassen wie die Via dell'Amore und die Via dell'Bacio und kann gar nicht genug bekommen von dem typisch italienischen Flair. Unzählige Menschen sind unterwegs und genießen die Aussicht auf das hügelige Umland. 
 
 
Der anschließende Sonnenuntergang taucht die Landschaft in eine kunterbunte Farbpalette. Wolkenformationen wie aus dem Märchen ziehen über mich hinweg. Wahnsinn, was für eine Traumkulisse!
 
 
 
Nachdem auch der letzte Sonnenstrahl am Horizont verschwunden ist, setze ich mich in den Außenbereich einer kleinen Pizzeria. Am Tisch neben mir sitzt ein italienisches Pärchen. Die beiden haben eine Hündin namens Cleopatra dabei, die mir zur Begrüßung freudig die Hand abschleckt.
 
Nach einer knusprigen Pizza mit allerhand Gemüse heißt es gegen 22:00 Uhr Abschied nehmen. Bis zu meiner Unterkunft sind es schließlich noch über zwei Stunden Fahrt. Es ist stockdunkel, nur der Mond leuchtet zuverlässig die oftmals unbefestigten Straßen aus. Als ich mitten auf dem Weg plötzlich ein neugieriges Wildschwein entdecke und kurz darauf einen flinken Dachs, traue ich meinen Augen kaum! 
 
Um kurz nach Mitternacht liege ich zufrieden im Bett und lasse den Tag noch einmal Revue passieren. Für morgen steht ein Ausflug nach Siena an. Unterwegs werde ich mir außerdem noch die mystische Ruine von San Galgano ansehen und versuchen, einen Blick auf die recht unbekannte Mulino bianco zu werfen. In diesem Sinne: Buonanotte!
 
 

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen

Hat der Artikel dir gefallen? Schreib mir gern etwas dazu!