23 Februar 2020

Caffè Florian - Das älteste Kaffeehaus Italiens

Es ist wirklich zum Schmunzeln: Kaum jemand war schon mal selbst dort zu Gast, aber trotzdem kennen fast alle das berüchtigte Caffè Florian in Venedig.

Was macht dieses Lokal so besonders und muss man hier wirklich 10,00 Euro für einen Cappuccino hinblättern? Dies und mehr erfahrt ihr im heutigen Artikel!



Ob Zuhause, im Büro oder unterwegs: Kaffee ist längst zum festen Bestandteil unseres alltäglichen Lebens geworden. Doch das war nicht immer so.


Venedig kam im 16. Jahrhundert zum ersten Mal mit dem schwarzen Gold in Kontakt. Es war der Arzt und Botaniker Prospero Alpini aus Padua, der den Kaffee im Jahr 1570 dort einführte. Während er den Konsul von Venedig zuvor als Leibarzt auf eine dreijährige Ägyptenreise begleitet hatte, lernte Alpini von den Einheimischen, wie man Kaffeebohnen röstet, um daraus im Anschluss das aromatische Getränk herzustellen. Als er nach Venedig zurückkehrte, verbreitete er sein Wissen. Allerdings wurde der begehrte Kaffee zunächst nur in einigen wenigen Apotheken verkauft. Zudem waren die Preise des schwarzen Goldes so hoch, dass nur Reiche sich diesen Luxus leisten konnten.

Von Venedig aus verbreitete sich der Kaffee schnell in ganz Europa. Es gab jedoch nicht nur Befürworter des neuen Genussmittels. So forderten mehrere Kirchenmitglieder den Papst dazu auf, Gläubigen den Konsum des "teuflischen Tranks" zu verbieten. Der Papst verkostete daraufhin eine Tasse, hatte jedoch keine Einwände gegen das Getränk. Dank des kräftigen Geschmacks und seiner belebenden Eigenschaft setzte sich der Kaffee schließlich in der Gesellschaft durch. Dementsprechend groß war die Freude, als 1630 das erste Café auf dem Markusplatz eröffnete.


Das berühmte Caffè Florian kam allerdings erst später hinzu: Eröffnet unter den Arkaden der venezianischen Baubehörde Procuratie Nuove, wurde es am 29.12.1720 von Floriano Francesconi ins Leben gerufen. Damit war das Kaffeehaus zwar nicht das erste seiner Art, gilt jedoch bis heute als ältestes von Italien, da es nach wie vor existiert. Zunächst trug das Café den Namen "Bottega del Caffè". Es bürgerte sich allerdings schnell ein, das Lokal bloß nach dem Vornamen des Besitzers zu benennen, weshalb es bald nur noch "Florian" hieß. Damals war das berühmte Kaffeehaus übrigens noch eine ganz einfache Ausschankstätte. 


Im Laufe der Zeit gelang es dem Besitzer jedoch, adlige Familien für den Besuch des Cafés zu gewinnen. Einen großen Vorteil boten die zentrale Lage und der nahegelegene Dogenpalast, in dem sich regelmäßig zahlreiche Gremien, wie z. B. der Große Rat, versammelten. In den Arkaden hatten außerdem mehrere Behörden ihren Sitz.

Neben den verschiedenen Kaffeespezialitäten wurden bald auch diverse alkoholische Getränke, sowie eine kleine Auswahl an Speisen angeboten. Im Gegensatz zu den anderen Ausschankstätten durften auch Frauen das Café betreten. Das gesellige Beisammensitzen wurde innerhalb kürzester Zeit so beliebt, dass es Mitte des 18. Jahrhunderts bereits mehr als 220 Kaffeehäuser in der Lagunenstadt gab.


Im Jahr 1775 kam ein weiteres, bis heute bestehendes Café hinzu: Gegründet von Giorgio Quadri di Corfù entstand auf der gegenüberliegenden Seite des Florian das Gran Caffè Quadri. Während sich hier mit der Zeit vorwiegend österreichische Offiziere und deren Familien aufhielten, wurde das Caffè Florian in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zum Treffpunkt italienischer Patrioten.

Zu den prominenten Besuchern des Kaffeehauses zählten unter anderem Johann Wolfgang von Goethe, Richard Wagner und Thomas Mann. Auch der berühmte Frauenheld Casanova soll ein Stammgast des Lokals gewesen sein.

Nach Francesconis Tod übernahm dessen Neffe Valentino das beliebte Café. Seinem Onkel zu Ehren ließ er den ursprünglichen Namen des Lokals bestehen. Ebenso Valentinos Sohn Antonio, der das Kaffeehaus in den späten 1820er Jahren schließlich als letzter seiner Familie übernahm.


1858 wurde es an die neuen Eigentümer Vincenzo Portù, Giovanni Pardelli und Pietro Boccanello verkauft. Es folgte eine recht umfangreiche und kostspielige Umgestaltung des Lokals: So wurde der Saal der Senatoren mit riesigen Wandbildern ausgestattet. Zudem wurden ein griechischer, ein persischer, ein chinesischer, sowie ein orientalischer Raum entworfen. Während in der sogenannten Sala degli Uomini illustri einige der bedeutendsten Venezianer verewigt wurden, fanden in der Sala delle stagioni (auch Sala degli Specchi genannt), vier Frauenbilder ihren Platz an der Wand, die die Jahreszeiten repräsentieren. Die Sala Liberty kam erst Anfang des 20. Jahrhunderts hinzu. 


Zum gleichen Zeitpunkt entstand auch die Tradition der sogenannten Kaffeekonzerte. Bis heute kann man von Frühling bis Herbst den musikalischen Klängen der Pianisten lauschen, die auf der Außenbühne des Cafés auftreten. Man muss allerdings wissen, dass die Musik mit 6,00 Euro pro Person berechnet wird! Mittlerweile gehört das Kaffeehaus übrigens dem italienischen Modeunternehmen Fendi.

Nur die wenigsten wissen, dass auch die weltweit bekannte Biennale ihren Ursprung im Caffè Florian hat: Die Idee entwickelte der damalige Bürgermeister Riccardo Selvatico 1893 zu Ehren von König Umberto I. und Königin Margherita. Gemeinsam mit einigen Freunden organisierte er schließlich eine erste internationale Kunstausstellung in den Räumlichkeiten des Cafés.


Ein Besuch des Caffè Florian ist also in gewisser Weise eine Zeitreise durch drei Jahrhunderte. Nach wie vor genießt das Lokal den Ruf, das eleganteste und berühmteste der schönen Lagunenstadt zu sein. Genau wie eine Gondelfahrt zählt auch der Genuss eines Kaffees in den holzgetäfelten, spiegelverzierten Sälen oder vor der Bühne auf dem Markusplatz definitiv zum gehobenen Programm einer jeden Venedig-Reise.

Ein Cappuccino liegt derzeit bei 12,00 Euro, sofern man ihn am Tisch einnimmt. Trinkt man ihn hingegen im Stehen an der Bar, kostet er "nur" 6,00 Euro. Hier gibt es einen Überblick aller Tischpreise, sowie die etwas günstigeren Stehpreise.


Besuchen kann man das Caffé Florian zu folgenden Zeiten:

Montag - Donnerstag: 10:00 Uhr - 21:00 Uhr
Freitag und Samstag: 09:00 Uhr - 23:00 Uhr
Sonntag: 09:00 - 21:00 Uhr 



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