15 März 2020

Eine Liebesgeschichte aus Bologna

Die Tragödie von Romeo und Julia kennt jeder. Doch kaum jemand weiß, dass auch Bologna eine ähnliche Liebesgeschichte zu erzählen hat!

In diesem Artikel erfahrt ihr mehr über Virginia Galluzzi und Alberto Carbonesi, deren Spuren man noch heute in der Stadt finden kann!





Die Galluzzi und die Carbonesi zählten zu den einflussreichsten Familien, die im 13. Jahrhundert in Bologna lebten. Während die Galluzzi Welfen waren und somit zu den Parteigängern des Kaisers zählten, unterstützen die Carbonesi als Ghibellinen die Politik des Papsttums. Die unterschiedliche politische Einstellung führte schnell zu Hass unter den beiden Familien.


Unten mittig im Foto zu sehen: Der Torre Galluzzi
Virginia, die Tochter der Galluzzi verliebte sich jedoch unsterblich in Alberto, den Sohn der Carbonesi. Heimlich trafen die beiden sich, so oft es ging. Dies war jedes Mal ein schwieriges Unterfangen, denn Virginias Vater war äußerst streng. So kam es nicht selten vor, dass er seine Tochter in den familieneigenen Turm sperrte. Doch Virginia war ein kluges Mädchen und verschaffte sich mit Hilfe eines vertrauten Dienstmädchen hin und wieder nächtliche Ausgänge zu der nahegelegenen Straße der Carbonesi. Die Situation war schwierig, hielt die beiden Verliebten jedoch nicht davon ab, im Jahre 1258 heimlich zu heiraten. 



Es dauerte allerdings nicht lange, bis Virginias Vater hinter das Glück des jungen Paares kam. Noch in der gleichen Nacht stürmte er das Haus der Carbonesi, wo er das frisch vermählte Pärchen im Bett erwischte. Rasend vor Wut erstickte er Alberto mit dem Bettlaken und brachte im Anschluss den Rest seiner Familie um. Virginia ergriff aus lauter Verzweiflung das Laken und erhängte sich damit am Fenster. 

Der Legende nach wurden die beiden Verliebten gemeinsam in der Kirche San Giacomo dei Carbonesi begraben, welche sich seinerzeit an der Ecke der Via d'Azeglio und der Via de' Carbonesi befunden haben soll. Nachdem die Kirche Anfang des 19. Jahrhunderts abgerissen wurde, ist an dieser Stelle nur noch eine Gedenktafel zu finden.


In dieser Straße ereignete sich einst die Tragödie
Die Via de' Carbonesi, in der sich das tragische Ende der Liebesgeschichte abgespielt haben soll, gibt es noch heute. Auch der Hof der Galluzzi (La Corte Galluzzi) samt dem Turm ist nach wie vor existent. Beides befindet sich unweit der beliebten Piazza Maggiore. Hier, nur ein kleines Stück vom Hauptplatz entfernt, scheint es, als sei die Zeit im Mittelalter stehen geblieben.

Erbaut wurde der Torre Galluzzi übrigens im Jahre 1257. Dank seinen gewaltigen Mauern von teilweise mehr als 3 Metern hielt er in der Vergangenheit jedem Angriff stand. Was seine Höhe von etwa 30 Metern betrifft, so wird vermutet, dass der Turm ursprünglich entweder höher war, oder aber höher hätte gebaut werden sollen. 


Der damalige Zugang zum Turm befand sich übrigens in ca. 10 Meter Höhe. Die Familie betrat ihn durch ein Fenster auf halber Höhe des Turms, indem sie bewegliche Holzbrücken benutzten, die aus den umliegenden Häusern herausragten.

Der Torre Galluzzi ist nur einer von ursprünglich 120 Geschlechtertürmen, von denen heute jedoch nur noch 20 in Bologna zu finden sind. Die Türme standen einst für Ruhm und Macht wohlhabender Familien und werden häufig auch als Wolkenkratzer des Mittelalters bezeichnet. 


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