19 Juni 2018

Auf den Spuren von Romeo und Julia

Anfang Mai habe ich zum dritten Mal die schöne Stadt Verona besucht. Im Vordergrund standen diesmal die beiden Hauptcharaktere aus Shakespeares weltbekanntem Meisterwerk.

Wo genau ihr euch auf die Spuren des berühmten Liebespaares begeben könnt, sowie weitere interessante Infos erfahrt ihr in diesem Artikel!


Romeo Montecchi und Giulia Capuleti... Es gibt kaum jemanden, der die Geschichte der beiden verfeindeten Familien mit dem tragischen Ende nicht kennt. Noch heute scheinen die beiden Hauptfiguren die mittelalterliche Stadt Verona zu dominieren: Eissorten und Restaurants wurden nach ihnen benannt, unzählige Souvenirhändler locken mit fantasiereichen Andenken, und auch der Markt auf der Piazza dell´Erbe verfügt über viele verschiedene Geschenkartikel. Nachfolgend verrate ich euch, wo ihr abseits der kitschig-schönen Mitbringsel in die romantische Welt von Romeo und Julia eintauchen könnt.



Casa di Giulietta
Spaziert man durch die Straßen von Verona, landet man irgendwann ganz automatisch in der Via Cappello. Wie auf der bekannten Einkaufsstraße reihen sich auch hier Eisdielen, Cafés, Souvenirläden und Schmuckgeschäfte eng aneinander. Mit einem Unterschied: Denn hinter der Haus-Nr. 23 verbirgt sich der wohl bekannteste Innenhof Italiens. 


Ein gotischer Torbogen samt Inschrift weist auf die beliebte Sehenswürdigkeit hin. Durchläuft man diesen Bogen, wird man erst einmal verblüfft innehalten, denn die Wände sind bis auf den kleinsten Fleck mit unzähligen Liebesschwüren bekritzelt. Ein paar Meter weiter findet man sich auf dem berühmten Innenhof wieder. 

Eine lebensgroße Bronzestatue von Julia nimmt die Besucher hier in Empfang. Die Figur wurde im Jahr 1972 dort aufgestellt, um die Authentizität der Geschichte hervorzuheben. Glaubt man der Legende, so bringt es Glück in der Liebe, wenn man die rechte Brust des Kunstwerks berührt. Betrachtet man die Statue genauer, wird deutlich, wie viele Pärchen dieser Sage Glauben schenken - Die Stelle ist bereits völlig abgegriffen. Kein Wunder, denn täglich verschlägt es mehrere hundert Besucher aus aller Welt hierher.

Rechts von der Statue befindet sich das Haus von Julia, besser bekannt als "Casa di Giulietta". Das schöne Gebäude mit der Backsteinfassade stammt aus dem 13. Jahrhundert. Die meisten Besucher wollen in erster Linie ein Foto von dem berüchtigten Balkon ergattern.


Diesen kann man auch besichtigen. Hierfür muss man übrigens nicht wie Romeo mühselig daran emporklettern: Man kann ihn bequem während der Besichtigung der Casa di Giulietta betreten. ;) 

Was viele nicht wissen: Der berühmte Balkon ist eigentlich ein Sarkophag und stammt aus dem 14. Jahrhundert. Erst im Nachhinein wurde er zu der heutigen Brüstung umfunktioniert. Doch kommen wir noch einmal zurück zu dem Gebäude.



Antonio Avena, der Direktor der städtischen Museen, erkannte im Jahre 1935 das anonyme Anwesen als das Haus der Familie Capuleti und ordnete in den darauf folgenden Jahren die Restaurierung an. Sowohl die Treppen, als auch die Kamine und einzelnen Räume im Inneren des Hauses wurden mit viel Kreativität und Liebe zum Detail nachgestaltet. Der mittelalterliche Charakter, der das Äußere des Gebäudes prägt, wurde jedoch beibehalten.


Öffnungszeiten und Preise der Casa Giulietta 
Montags: 13:30 Uhr - 19:30 Uhr
Dienstags - Sonntags: 8:30 Uhr -19:30 Uhr.
Die Kasse wird bereits um 18:45 Uhr geschlossen.

Der Vollpreis für die Besichtigung des Hauses beträgt aktuell 6.00 €. Gruppen von mind. 15 Leuten, Studenten im Alter von 14 - 30 Jahren, sowie Senioren über 60 Jahren erhalten eine Ermäßigung von 1,50 €. Kinder unter 7 Jahren, Menschen mit Behinderung, sowie Besitzer der Verona Card zahlen keinen Eintritt. 




Mein Tipp: 
Man kann auch ein Kombi-Ticket erwerben. Dieses umfasst neben dem Besuch der Casa di Giulietta auch die Besichtigung von Julias Grab (Mehr Infos hierzu weiter unten). Das Kombi-Ticket kostet 7,00 €, der reduzierte Preis liegt bei 5,00 €.

 

Liebesbriefe an Julia
Sowohl in der Casa di Giulietta, als auch in dem vorgelagerten Innenhof befinden sich nostalgische, rote Briefkästen. Diese dienen als Möglichkeit, sich mit seinen Wünschen an Julia höchstpersönlich zu wenden. Verliebte aus der ganzen Welt schreiben sich hier ihre Gefühle und ihren Liebeskummer von der Seele und hoffen im Anschluss auf ein kleines Wunder. Im heutigen Zeitalter des Internets können mittlerweile sogar Emails an die Literaturheldin geschickt werden. Der Ursprung des Ganzen geht in die 1930er Jahre zurück. Aufgrund der romantischen Gestaltung rund um Julias Haus fingen die Leute an, Briefe an den damaligen Verwalter der Anlage zu verfassen. Hierin sprachen sie Ettore Solimani ihre Bewunderung für die Erschaffung dieses stimmungsvollen Platzes aus. Dieser antwortet ihnen und unterschrieb auf den Briefen stets als "Julias Sekretär“.

Heutzutage werden die an Julia adressierten Briefe an den "Club di Giulietta“ weitergeleitet. Diese Organisation wurde 1975 von Giulio Tamassia gegründet, der sich zu diesem Zeitpunkt den vielen eingehenden Briefen der Bevölkerung annahm. Mittlerweile arbeiten ca. 20 ehrenamtliche Mitarbeiter/innen in diesem Club. Sie widmen sich einzig und allein der Aufgabe, stellvertretend für Julia auf die zahlreichen Briefe zu antworten.


Aufgeteilt nach den verschiedenen Sprachen werden jährlich etwa 5.000 Briefe und 2.000 Emails zunächst nach Schwierigkeitsgrad sortiert und sodann beantwortet. Hierbei überwiegen meist rührende Nachrichten von jungen Frauen. 

Ein vorgefertigtes Antwortschreiben gibt es übrigens nicht: Jede "Julia" antwortet ganz individuell, und das innerhalb von 2-4 Wochen. Unterstützt wird die Organisation von Sponsoren. Das Briefporto übernimmt hingegen die Stadt. 


Mein Tipp: 
Wenn euch dieses Thema interessiert und ihr kitschig-schöne Filme über Bella Italia genauso gern mögt wie ich, kann ich euch den Film "Briefe an Julia" wärmstens ans Herz legen! :)





Das Haus von Romeo
Während die Casa die Giulietta längst bekannt ist, wissen jedoch nur die wenigsten Touristen, dass das Haus ihres Liebsten bloß einen Katzensprung entfernt liegt. Gerade mal 5 Gehminuten trennen die Anwesen der beiden zerstrittenen Familien voneinander. 

Unauffällig, ganz in der Nähe der Scaligergräber, findet man das Haus von Romeo im der  Via Arche Scaligere 2. Es befindet sich im Privatbesitz der Adelsfamilie Cagnolo Nogarola und kann daher leider nur von außen besichtigt werden. Das Gebäude wird von hohen Mauern geschützt und besitzt römische, gotische und aus der Renaissance stammende Fenster. Die Mauerzinnen sind auch heute noch erstaunlich gut erhalten. 

Ein Schild mit der Aufschrift "Casa di Cagnolo Nogarola, detto Romeo" deutet auf die Herkunft des Hauses hin. An der roten Backsteinfassade wurde seinerzeit eine Tafel mit Inschrift angebracht. Übersetzt heißt es darauf: „Oh, wo ist Romeo...? Sei still, ich habe mich verloren. Ich bin nicht hier und ich bin nicht Romeo. Romeo ist anderswo...” .


Doch diese Zeilen sind kaum noch zu erkennen: Zu viele Pärchen haben sich in dem Wunsch nach ewiger Liebe auf der Tafel verewigt. 

Es gilt übrigens als bewiesen, dass die angesehene Familie Montecchi einst in diesem Viertel Veronas residierte. So bewahrt auch dieser Ort seine Faszination rund um die berühmte Liebesgeschichte zwischen Romeo und Julia.




Julias Grab
Nicht nur das Haus von Julia, sondern auch ihre Grabstätte kann besichtigt werden. Diese befindet sich außerhalb der alten Stadtmauern in dem ehemaligen antiken Kloster von San Francesco al Corso. Ihr findet es in der Via Luigi da Porto 35.


Auf Wunsch des Leiters der städtischen Museen wurde dieses Kloster 1937 zur Ruhestätte der jungen Capuleti gewählt. Hier befindet sich auch ein kleines, aber feines Freskenmuseum. Das sogenannte "Museo degli Affreschi" ist im Eintritt inkludiert. Es beinhaltet verschiedene Wandgemälde  aus dem 16. und 18. Jahrhundert. Im Hof und im Kellerbereich entdeckt man außerdem Skulpturen und Amphoren aus römischer Zeit. Heute finden sogar standesamtliche Trauungen an Julias Grab statt. Die Nachfrage ist groß!




Öffnungszeiten und Preise der Grabstätte
Montags: 13:45 bis 19:30 Uhr

Dientags - Sonntags: 8:30 bis 19:30 Uhr. 
Die Kasse wird um 18:30 Uhr geschlossen. 

Ist man nicht in Besitz des oben erwähnten Kombi-Tickets, kostet der Eintritt 4,50 €. Auch hier gibt es Vergünstigungen von 1,50 € für Gruppen von mind. 15 Leuten, für Studenten im Alter von 14 - 30 Jahren, sowie für Senioren über 60 Jahren.  

Es wird häufig darüber debattiert, ob sich ein Besuch der Grabstätte lohnt. Ich persönlich fand diesen Ort sehr schön! Der winzige Garten gleicht einer verwunschenen Oase: Die alten Skulpturen und die wild wachsenden Pflanzen verleihen dem Ort etwas ganz Besonderes. Im Gegensatz zu den anderen Sehenswürdigkeiten ist es hier außerdem nicht überlaufen. Nur wenige Touristen fanden an diesem Tag den Weg hierher, was seinen Grund sicher auch darin hat, dass das Kloster etwas abseits vom Zentrum liegt.

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