26 August 2018

Vino, Vino, Vino!

Ja, die Italiener lieben ihren Wein. Ob rot oder weiß, er gehört einfach zum Essen dazu.

Ich war noch nie ein Fan von alkoholischen Getränken und konnte daher auch nicht nachvollziehen, wieso gerade Wein eine so große Rolle für die Italiener spielt. Bis jetzt! Welche Sorte mein Herz im Sturm erobert hat, erfahrt ihr in diesem Artikel!



Sein Name ist "Recioto della Valpolicella" und wir werden heiraten! So in etwa stellte ich ihn meinen Freunden vor. Die Ungläubigkeit war groß: Schließlich war mir selbst die süßeste Plörre immer noch zu bitter. Ja... Aber dann kam ER!


"Kennengelernt" haben wir uns im April 2018. Am letzten Tag meines Aufenthalts in Verona besuchte ich ein Restaurant auf der schönen Piazza delle Erbe. Der Abend war mild, die Dämmerung setzte gerade ein und ich ließ mich auf einen Stuhl im Außenbereich fallen. Nach einer Portion Miesmuscheln, Gnocchi und Tiramisù brachte der Kellner ein Glas Wein an den Tisch. In Erwartung eines bitteren Geschmacks rümpfte ich wie immer bereits beim Ansetzten des Glases die Nase. Doch erstaunlicherweise schmeckte der Wein ziemlich süß! Ich konnte es kaum glauben und probierte vorsichtig einen weiteren Schluck. Wirklich lecker, wer hätte das gedacht!

Später ließ ich mir die Flasche zeigen: Ein Dessertwein also! Gerne hätte ich ein Exemplar mitgenommen, aber leider war ich nur mit Handgepäck vor Ort. Nächsten Monat würde ich allerdings erneut in Verona sein. Dann hätte ich auch einen großen Koffer dabei.


Da ich der ungeduldigste Mensch auf der Welt bin, habe ich natürlich nicht bis dahin abwarten können. Kaum, dass ich wieder in Deutschland war, durchforstete ich das Internet. Schließlich machte ich einen Weinhandel in der Nähe aus, rief dort an und erkundigte mich nach meinem neuen Liebling. "Si, certo. Den haben wir vorrätig!" erklang es am anderen Ende der Leitung. Noch am gleichen Abend saß ich also zufrieden mit einem Glas Valpolicella und einer Portion Spaghetti Carbonara auf der Couch und fühlte mich ein kleines bisschen wie in Italien...


Bei meinem zweiten Verona-Kurztrip im Mai kam ich natürlich nicht drum herum, den Wein erneut in dem Restaurant zu bestellen. Ich stutzte, als der Kellner daraufhin fragte: "Rosso o bianco"? Diese Köstlichkeit gibt es also auch noch in einer weißen Variante!? Klar, dass ich sie probieren musste. Und was soll ich sagen... Purtroppo fantastico - Leider geil.

Wer mich kennt, weiß, dass es eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit ist, etwas Alkoholisches zu finden, das mir auch nur annähernd schmeckt. Umso erstaunlicher ist die Tatsache, dass ausgerechnet ein Wein mich so überzeugt hat. Ehrlich gesagt kann ich es immer noch nicht glauben.


Am nächsten Tag kam mir deshalb eine Idee. Ich besuchte ein Geschäft, in dem man verschiedene Ketten- und Schlüsselanhänger, Handyhüllen und vieles mehr gravieren lassen kann. Kurzentschlossen entschied ich mich für ein Armband mit Herz-Anhänger.

"Welchen Namen soll ich denn eingravieren?", fragte der Verkäufer. Ich gebe zu, es war mir ja schon ein wenig peinlich... Dennoch ließ ich mich nicht von meiner Idee abbringen und bat ihn, das Herz von der einen Seite mit "Valpolicella" und von der anderen Seite mit "Recioto" gravieren zu lassen. Der Blick des Verkäufers und sein anschließender Lachanfall waren Gold wert.

In Gedanken kam mir schon die nächste Idee: Ich könnte das Armband nach und nach noch ergänzen: Vielleicht mit Tiramisù, Mozzarella, Panna cotta, Gnocchi, Pizza, Pasta, ...

Danach suchte ich in den umliegenden Geschäften nach den beiden Valpolicella-Varianten. In Verona bekommt man den bekannten Dessertwein fast an jeder Ecke. Letztlich kaufte ich ihn allerdings doch in dem Lokal an der Piazza delle Erbe, wo ich ihn damals zum ersten Mal probiert habe. Mit 30,00 Euro pro Flasche war das zwar nicht gerade ein Schnäppchen, aber hey, man gönnt sich ja sonst nichts. 

Als der Tag des Abflugs nahte, verpackte ich die beiden Flaschen so gut wie möglich in Papier und stopfte sie anschließend zwischen meine Anziehsachen. Ich wollte mir gar nicht ausmalen was passierte, wenn auch nur eine der Flaschen zu Bruch ging... Aber alles ging gut! Beide Weine überlebten den Rückflug trotz einer hartnäckigen Gewitterfront und landeten schließlich unversehrt bei mir zu Hause. Und wenn sie nicht geöffnet wurden, dann leben sie noch heute!



Zum Schluss noch ein paar Daten und Fakten:

Wie schon erwähnt, zählt der Recioto della Valpolicella dank seines süßen Charakters zu den italienischen Dessertweinen. Er wird im gleichnamigen Anbaugebiet in der norditalienischen Region Venetien (Verona) hergestellt und aus heimischen Reben gewonnen. 

Das Anbaugebiet des  Valpolicella ist hügelig und dank der hervorragenden Lage sowie der Beschaffenheit des Erdbodens bestens für den Weinanbau geeignet. Das Produktionsgebiet ist groß: Es erstreckt sich über knapp 45 km² und beinhaltet mehrere Gemeinden.


Valpolicella-Weine bestehen aus mehreren Traubenmischungen, welche jeweils in unterschiedlichen Anteilen in dem Wein vorkommen. Die sogenannten  Corvina-Trauben sind aufgrund ihrer Farbintensität und ihrer guten Eignung zur Trocknung sehr geschätzt. Die Rondinella-Trauben hingegen sind für ihren hohen, natürlichen Zuckergehalt bekannt. Die Weinlese für den leckeren Valpolicella erfolgt ausschließlich von Hand. Hierbei werden die besten Trauben aus den Weinbergen verlesen und anschließend für mindestens 120 Tage zum Trocknen ausgelegt. Hierdurch steigt nicht nur der Zuckergehalt stark an: Auch die Geschmacksstoff- und Glyzerinkonzentration der Beeren erhöht sich. Der Ausbau erfolgt schließlich in Eichenholz- und Edelstahlfässern.

 
Im Anschluss hat der Recioto della Valpolicella eine dunkle, rot-violette Farbe und soll ab dem zweiten Jahr der Flaschenabfüllung am besten schmecken. Die optimale Serviertemperatur liegt übrigens bei 15-16 °C. Wie die meisten Dessertweine passt er besonders gut zu diversen Nachtischvarianten und wird daher auch oft in Kombination mit einem Gebäckstück in der Dessertkarte angeboten. 

Mich persönlich erinnert der Geschmack des Valpolicella an eingekochte, warme Kirschen mit einem Hauch von Zimt. Aber probiert selbst, ich kann es schlecht beschreiben. Gönnt euch bei eurem nächsten Verona-Aufenthalt einfach ein Schlückchen oder kommt auf ein Glas vorbei. ;)


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2 Kommentare:

  1. Das mit der Gravur des Herz-Anhängers ist einfach originell! Wunderbar. Ich hab auch gelacht.

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  2. Sag wann und wo und ich erscheine auf ein Gläschen!! ;-)

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